St. Urban gilt als Weinheiliger und soll gegen Frost, Hagel, Blitz und alle Unwetter schützen. Der 25. Mai ist der Urbanitag.
Merkmale und konstruktive Besonderheiten der »Alten Kelter« Binswangen
Rein äußerlich beeindrucken die trutzigen, wehrhaften aus Sandstein hochgeführten, talseitig ca. 5,30 m hohen Wände. Mit den 85 cm starken Mauern wurde die Binswanger Kelter wehrhaft aufgebaut, um in den damals kriegerischen Zeiten den Brandschatzungen standhaft zu bleiben.
Die wenigen Tore und Fenster sind in der Steinmetz-Manier der damaligen Zeit, mit Profilen und Schmuckmotiven in Leibung sowie Sturz, sorgfältig ausgebildet und fein behauen. Das sind Zeichen der Qualität, die diesem Bauwerk zugedacht wurden. Leider fehlt heute die wuchtige, reiche Profilierung des traufseitigen Dachgesimses.
Betritt der Besucher den ehemaligen Kelterraum, ist er überrascht von Format und Größenordnung. 29,30 x 15,85 m – das ist Länge = etwa doppelte Breite, bei einer Raumhöhe bis zur unteren Balkenlage von 4,80 m. Dazu tritt der offene Dachraum mit seinem gewaltigen Gebälk und einer weiteren Höhe von 9,45 m bei einer Dachneigung von 50 Grad.
Erbaut 1574
Für das 16. Jahrhundert stellt das eine gewaltige Überspannung eines Raumes dar. Die Konstruktion war und ist eine reine Zimmermannskonstruktion – ohne Statiker und Prüfstatiker. Der Zimmermann und Architekt der damaligen Zeit war der Baumeister. Empirisch wurde die Dimensionierung des Tragwerkes gefunden: ein Tragwerk, das über Jahrhunderte besteht. Noch erstaunlicher ist die Tatsache der so frühen Anwendung einer besonderen Konstruktionsart, nämlich dem Prinzip des doppelten Hängewerkes, das die freie Überspannung des Raumes möglich macht. Dieses Konstruktionsprinzip lässt sich bei mehreren anderen Bauten erst im 17. oder im 18. Jahrhundert nachweisen. Das lässt die Binswanger Kelter zu einem bau- und kulturgeschichtlich einmaligen Denkmal werden!
Die Entstehung eines solchen Bauwerkes ist nicht vorrangig dem Höhepunkt des Weinbaus vor dem 30-jährigen Krieg zuzuschreiben. Es ist vielmehr dem glücklichen Umstand geschuldet, dass der Orden der Deutschmeister, dessen Zeichen heute die Gemeinde Erlenbach trägt und welcher das handwerkliche Können die hohe Baukultur mitbrachte, das Bauwerk errichtete.
Gewaltiger Dachstuhl
Der mit drei Kehlgebälken versehene Dachstuhl ist einzigartig für dieses Zeitalter. Zwei doppelte Hängesäulen der Hängewerke werden durch Streben und Büge in den Bindergesperren hochgesprengt und die Dachlast über sogenannte »Liegende Stühle«, das sind liegende konische Pfosten, auf den Dachbalken und die stabile Außenwand abgetragen. Die Rahmen greifen in die Fachwerkgiebel durch, dort ist auch die Dachbinderkonstruktion ablesbar.
Wenn auch nach so vielen Jahren zusätzliche Aussteifungen vorgenommen werden mussten, so handelt es sich hier um ein Keltergebäude mit einer für die damalige Zeit ausgeklügelte, auf Erfahrung gestützte Zimmermannskunst.
Öffnungszeiten
Das Weinbaumuseum ist ganzjährig geöffnet – zur Zeit allerdings nur auf Vereinbarung. Bitte melden Sie sich und Ihre Gruppe vorab an unter Telefon 07132. 343870 oder per E-Mail.
Eintritt
Pro Person kostet die Besichtigung des Museums 1,50 Euro. Die Pauschale für Führungen (bis zu 35 Teilnehmer) liegt bei 25,– Euro/Führer. Ab 36 Personen setzen wir einen zweiten Führer ein.
Anreise und Parken
Weinbaumuseum Erlenbach-Binswangen
Bei der Kelter 1
74235 Erlenbach-Binswangen
via Googlemaps
Parkplätze für PKWs und Busse befinden sich im Wiesenweg 1 (P1), an der Hauptstraße 110 (P2) und neben der Sulmtalhalle, Talstraße 21 (P3).
Infomaterial
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